ein Raum voller Sofa

Synopsis

Für "fon" entwickelte Scheffner so etwas wie einen Soundtrack ohne Film. Immer wieder modifizierte Soundscapes und akustische "Unfälle", aufgenommen und neu arrangiert in analoger und digitaler Technik, sind als subtile Dramaturgie entstanden, der die sechs verschiedenen Tracks folgen, ohne eine klare Geschichte zu erzählen. Bequem in der elektronischen Wohnung gelegen, stellt sich nach einiger Zeit eine gewisse Unruhe beim Bewohner ein. Der Versuch, mit der Außenwelt in Kontakt zu treten, wird zu einer Reise durch Wellen und Drähte und bleibt zwischen Beats und Loops stecken. Eine reale Außenwelt scheint immer unwahrscheinlicher zu werden. Die Cinemascope-Version der Geschichte könnte ganz anders aussehen: In einer Kleinstadt in den USA hat sich eine Katastrophe ereignet. Ein einzelner Überlebender sitzt in seinem Einfamilienhaus und sucht verzweifelt nach Lebenszeichen. In dieser Version würde der Held wahrscheinlich endlich die Stadt verlassen. Nahaufnahme. Es regnet. Lange Abblende.

Credits

Künstler Philip Scheffner
Mastering Rashad Becker
Cover-Foto Jayce Salloum
Format CD, 6 Tracks, 26:30 Minuten, 500 Exemplare
Jahr der Veröffentlichung 2001
Kontakt scheffner(at)pong-berlin.de

Mehr Infos

  • pressestimmen

    Skug (A) #48
    "schön hier, Nicht? Hübsch und romantisch! Und privat!" Die Frauenstimme ist nur eins von zahllosen Samples, die Philip Scheffner für sein Kunstwerk "fon" verwendet. Es ist auf seinem, gemeinsam mit Merle Kröger in Berlin neugegründeten Label Pong erschienen. Gegensätzliches findet auf "fon" statt: auf die eingangs erwähnten Worte, die, obwohl von beunruhugenden drones begleitet, eine heimelige Athmosphäre erahnen lassen, folgt binnen Sekunden der unangenehme Dialog "Kann ich dir trauen?" - "nein!". Bequemlichkeit trotz düsterer Grundstimmung, alltägliches Leben in einer Endzeit könnte das Programm sein. Handyläuten bleibt ohne Antwort und Schritte verhallen ungehört irgendwo, wo man das Gefühl nicht los wird, dass einst alles in Ordnung war aber nichts mehr so sein wird wie früher. Doch es passiert immer noch viel am letzten Tag der Welt. Soundscapes schwingen um in wüstes Brodeln, keineswegs peinliche Break-beats driften ab in angsterregende Loops, begleitet von schwindelerregenden Kaskaden aus Knistern und Rauschen in alllen erdenklichen Farben und der einsame Held findet sich nach knapp halbstündigem Kampf schliesslich ab mit seiner Existenz inmitten dieser apokalyptischen Zustände. Die subtile Dramaturgie macht diesen Soundtrack ohne Film zu einem makaberen Meisterwerk. (Alexander Wallner)

    Terra (PL)
    Die 6 kurzen Stücke die als Grund Idee einen Soundtrack für einen nicht existierenden Film bilden, sind zugleich Scheffners Debuet auf dem neugegruendeten label pong. Scheffner ähnlich wie Adamson bemüht sich um eine Wirkung der Musik auf Zuhörer die keine Unterstütztung der Bilder braucht. Dabei aber enden dieÄhnlichkeiten schon. Der Film, der als mögliche Ergänzung für "fon" dienen könnte, wäre kein schwarzer Krimi, eher eine Erzählung über zeitgenöschische Konotationen. Die Elektronik (ich schreibe nicht, die moderne Elektronik, weil dies sich heutzutage eher assiotiativ mit der Arbeit von Fat Boy Slim verbindet als mit Ryoji Ikeda) mischt sich hier mit Akustik, diese wiederrum mit Umgebungsgeraeuschen. Die Gestalung der Alltagstöne, der vorbeifliegende Flieger, das Telefonsignal, Fragmente von Filmdialogen,die Stadtkulise, das Regenrauschen. Scheffner bewegt sich sehr geschickt zwischen dekonstruirenden Rythmen und statischem Ambiente der Klänge; er legt großen Wert auf Klang,dem er alles andere unterordnet und zugleich eine repraesentative Qalität der gesamten Platte darstellt. In dieser durchdachten elctroakustischen Mischung aus Stimmung und Emotionen hat man ausreichend viel Platz für unsere Fantasie gelassen. Die anfangs scheinbar chaotische Collage blueht im späteren Verlauf zum Leben auf. Schließen wir unsere Augen und geben unsere Fantasie freien Lauf. Wenn der graue Alltag uns anödet, ist es gut eine so suggestive Platte in der Nähe zu haben.

    de:bug
    Beginnt sehr unvermittelt, ganz so als würde man zu später Stunde in die Bar seines Vertrauens gehen und augenblicklich von der dortigen Atmo in Beschlag genommen werden. Ein recht flotter Release, bei dem sich die verschiedenen Stimmungen munter die Klinke in die Hand geben und der eine Verortung nicht leicht macht. Ruhige, abstrakt gehaltene Passagen wechseln sich mit schwerpunktartigen Sprachsamples ab, die ihrerseits in umgarnte Drumloops münden, welche wiederum von Field-Recordings angereichert werden. Oder so. Man verliert schnell den Überblick beim Durchqueren dieser freundlichen Geisterbahn, die in puncto Lockerheit der Arrangements vielleicht an Mouse on Mars erinnert, wenngleich das hier irgendwie flüssiger und breitspektraler angelegt ist und natürlich sowieso ganz anders wirkt. Liebliche, aber dabei die nötige Distanz wahrende Klänge, wie sie einem vielleicht in einer Flughafenlounge vor einer langen Reise durch den Kopf gehen könnten. (pp) *****

    auf abwegen #31 (D)
    Diese EP mit sechs Tracks thematisiert dem Namen und den Tracknamen nach die Telefonie. Die Stücke reichen von schönstem Telefon-Elektro-Funk bis hin zu dubbigen Geäuschcollagen und wirken trotz der athmosphärischen Vielfalt stilistisch homogen. Auch wenn das ansprechend gestaltete aber irgendwie vertraut wirkende Cover (ein 2. Hand Stuhl- und Sessellager - vorne scharf, hinten unscharf) nach einem Deutschelektronikjungheroen aus gutem Hause aussieht, hat die EP eine angenehm frische Klangästhetik. (theja)

    plain-productions
    Auf über 26 min. der sechs Tracks bietet sich eine hervorragende Plattform für die Phantasie eines eigenen Films zur elektronischen Musik. Um meine Filmvorstellung kurz zu verdeutlichen, bräuchte ich ein 70er Endzeit-Hochhaus in Detroit als Handlungsort - mit wilden Blumentapeten in braun, orange und grün. Einen rotem Teppich in jedem Stockwerk, alle Gänge sind dunkel - bis auf eine gedämpfte Neon-Röhre an der Decke. Mein Hauptdarsteller geht durch sämtliche Stockwerke und fängt die Kommunikation hinter verschlossenen Türen für einen Bruchteil der Ewigkeit ein, auf dem Weg zur richtigen Appartmentnummer in einem Haus voller endloser Geräusche. Einstellungsgrösse der Kamera zwischen Halbnah und Detail. Verwirrung. Beklommenheit. Draussen zieht ein Gewitter auf. Wird er die richtige Tür finden? Offenes Ende. Ein schönes phantasievolles chillen sei vorausgesagt. [ka-nam] ****

    beam me up
    Für experimentelle Arbeiten von dogfilm, einem Berliner Zusammenschluss von VideokünsterInnen, hat Philip Scheffner Soundtracks erstellt. Zu 'fon' existiert kein Film. Aber Assoziationsgefüge mit unterschwelligem Hang zu zerfaserten Storyboards lassen nicht lange auf sich warten. Soundschichten aus (Weltpolitisches durchzappenden Newsreporter-) Stimmfetzen, Rauschen, Rascheln, in fiependes Breakbeatgerappel übergehende kommunikationstechnische Signalgeräusche (verfremdete Besetztzeichen usw.), Hallraumwummern, nervenstrapazierende stehende Synthieklänge, Kanalisationsatmosphären, hintergründiger Flugzeuglärm und aufkratzende Samples stehen nebeneinander, überlagern sich, vernetzen Stimmungsfragmente zu schaurigen Ahnungen von einer existenziellen, im Knochenmark wohnenden Paranoia. Collage zur kaputten Menschheitslage. (fg)

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